Der Körper einer erwachsenen, gesunden Frau ist von der Natur so programmiert, dass jeder Menstruationszyklus zur Freisetzung einer Eizelle und damit zu einer Schwangerschaft führen kann. Jeder Menstruationszyklus ist also eine neue Gelegenheit für eine mögliche Schwangerschaft. So wie der tatsächliche Beginn der Menstruation oder das Einsetzen der Menopause bei jeder Frau anders ist, so ist auch die Länge des Zyklus oder seine Regelmäßigkeit unterschiedlich. Das Prinzip bleibt jedoch bei allen gleich: Durch die Wirkung der Hormone auf den Eierstock wird eine reife Eizelle freigesetzt und wandert durch den Eileiter in die Gebärmutter. Auf dieser Reise ist sie bereit für die Befruchtung durch Spermien und die anschließende Befruchtung.
Was ist der Eisprung und wie verläuft er?
Die Freisetzung der Eizelle aus dem Eierstock findet am vierzehnten Tag des Zyklus statt, und dieser Vorgang wird als Eisprung bezeichnet. Dieses Ereignis wird durch erhebliche hormonelle Veränderungen ausgelöst und begleitet, die mit der Vorbereitung des Körpers auf den Beginn einer Schwangerschaft zusammenhängen, möglicherweise auch durch Schmerzen in einem oder beiden Eierstöcken.
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Die Gebärmutterschleimhaut ist reichlich durchblutet und die Schleimdrüsen sind voll entwickelt. Der Gebärmutterhalsschleim, der bis zu diesem Zeitpunkt dickflüssig und an der natürlichen Barriere gegen das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter beteiligt war, wird dünn und durchlässig. Der Gebärmuttereingang selbst öffnet sich leicht und die Körpertemperatur steigt um etwa 0,5 °C an. Frauen können eine Temperaturkurve ihres Eisprungs führen, indem sie morgens vor dem Aufstehen die Temperaturveränderungen mit einem Thermometer aufzeichnen.
Der höchste Prozentsatz der Schwangerschaften tritt am Tag des Eisprungs ein, und ein hoher Prozentsatz der Schwangerschaften entsteht nach dem Geschlechtsverkehr ein oder zwei Tage vor dem Eisprung. Das liegt daran, dass die Spermien im weiblichen Genitaltrakt zwar eine kurze Zeit überleben können, der Eisprung aber für die Empfängnis notwendig ist.
Symptome des Eisprungs
Der Eisprung kann von Frauen sehr unterschiedlich erlebt werden. Manche wissen nicht einmal, dass etwas passiert, andere können die Freisetzung einer Eizelle genau erkennen. Es gibt jedoch einige allgemeine Anzeichen, die auf einen Eisprung hindeuten können:
- veränderter Ausfluss aus der Scheide: Während des Eisprungs kann die Menge des Zervixschleims (Scheidenausfluss) zunehmen, er wird klarer und glitschiger. Ziel ist es, den Spermien den Weg zur Eizelle zu erleichtern.
- Erhöhte Basaltemperatur: Nach dem Eisprung steigt die Basaltemperatur in der Regel um einige Zehntel Grad an. Die tägliche Messung der Basaltemperatur kann helfen, das Ovulationsmuster zu erkennen.
- Unterleibsschmerzen oder Spannungsgefühl: Manche Frauen verspüren leichte Schmerzen oder ein Unbehagen auf einer Seite des Unterleibs. Dieses Gefühl kann einige Minuten bis einige Stunden anhalten.
- Gesteigerte Libido: Bei einigen Frauen kann es während des Eisprungs zu einer Steigerung des sexuellen Verlangens kommen.
- Schmerzen oder Empfindlichkeit der Brüste.
- Veränderungen des Gebärmutterhalses: Während des Eisprungs kann der Gebärmutterhals weicher werden, sich vergrößern und stärker öffnen.
- Stimmungs- oder Energieveränderungen: Bei einigen Frauen kann es zu Veränderungen der Stimmung oder des Energieniveaus kommen.
Wann findet der Eisprung statt und wie lange dauert er an?
Der Eisprung findet in der Regel in der Mitte des Menstruationszyklus statt – bei Frauen mit einem regelmäßigen 28-tägigen Zyklus in der Regel an Tag 14 des Zyklus. Der Eisprung kann aber auch jederzeit zwischen dem 10. und 19. Tag stattfinden. Wenn eine Frau einen längeren oder kürzeren Zyklus hat, ändert sich der Zeitpunkt des Eisprungs.
Der Eisprung selbst ist ein relativ kurzlebiges Phänomen. Es dauert nur wenige Minuten, bis die Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt wird. Nach der Freisetzung kann die Eizelle 12 bis 24 Stunden lang befruchtet werden.
Wie kann man den Eisprung berechnen?
Wenn Sie Probleme haben, schwanger zu werden, ist es auf jeden Fall eine gute Idee, zuerst Ihren Eisprung zu bestimmen und Ihre fruchtbaren Tage zu verfolgen. Dazu können die in der Apotheke erhältlichen Ovulationstests gute Dienste leisten. Mit diesen Tests wird der Spiegel des luteinisierenden Hormons (LH), der am Tag des Eisprungs ansteigt, zunächst im Blut und dann im Urin nachgewiesen. Ein positives Ergebnis weist auf einen geeigneten Zeitpunkt für eine Empfängnis hin.
Anovulatorischer Zyklus und seine Ursachen
Wenn der Eisprung während des Menstruationszyklus ausbleibt, wird ein solcher Zyklus als anovulatorisch bezeichnet. Die Frau selbst kann keine Veränderungen an sich feststellen, da die Blutung wie üblich auftritt. Anovulatorische Zyklen treten natürlicherweise zu Beginn des Sexuallebens in der Pubertät und umgekehrt am Ende des Sexuallebens, d. h. vor der Menopause, auf. Eine Anovulation kann auch bei hormonellen Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenerkrankungen), beim polyzystischen Ovarialsyndrom, in Zeiten psychischen Stresses oder nach einer Abtreibung auftreten. Während dieser Zyklen findet kein Eisprung statt und eine Schwangerschaft kann nicht eintreten. Bei anhaltendem Eisprung ist es ratsam, sich einer gynäkologischen Untersuchung zu unterziehen und einen Arzt über das weitere Vorgehen zu befragen.
Welche Rolle spielt der Eisprung bei der künstlichen Befruchtung?
Wie bei einem normalen Kinderwunsch ist der Eisprung auch bei der künstlichen Befruchtung ein wichtiger Vorgang. Die Eizellen für die anschließende Befruchtung werden nämlich kurz vor dem natürlichen Eisprung entnommen. Wie wird die Behandlung durchgeführt?
- Hormonelle Stimulation. Die Stimulation beginnt in der Regel zu Beginn des Menstruationszyklus und dauert etwa 10 bis 12 Tage.
- Überwachung der Follikelentwicklung: Während der hormonellen Stimulation überwachen die Ärzte das Wachstum der Follikel (die kleinen Säckchen in den Eierstöcken, in denen die Eizellen heranreifen) mit Hilfe von Ultraschall. Außerdem überwachen sie den Hormonspiegel im Blut, um den optimalen Zeitpunkt für die Entnahme der Eizellen zu bestimmen.
- Verhinderung des natürlichen Eisprungs.
- Induktion der Eizellreifung: Sobald die Follikel die richtige Größe erreicht haben, wird ein weiteres Hormon (in der Regel hCG – humanes Choriongonadotropin) injiziert, um die endgültige Reifung der Eizellen einzuleiten.
- Entnahme der Eizellen: Etwa 34-36 Stunden nach der hCG-Injektion, also kurz vor dem natürlichen Eisprung, wird eine Eizellentnahme durchgeführt. Dieses Verfahren stellt sicher, dass die Eizellen im richtigen Reifestadium für die Befruchtung im Labor entnommen werden.